Gicht
Die schmerzhafte Gelenkerkrankung im Überblick
Gicht ist eine Erkrankung, die verschiedenste Gelenke betreffen kann, jedoch in der Regel zu einem bestimmten Zeitpunkt nur in einem einzigen Gelenk auftritt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Monoarthritis. Besonders häufig sind die Gelenke der Beine betroffen wie das Großzehengrundgelenk, Zehenwurzelgelenke, Sprunggelenk und auch das Kniegelenk.
Bei der Gicht entstehen Gelenkentzündungen, die sehr schmerzhaft ausfallen können. Auslöser dieser Entzündungen ist eine Ablagerung von Kristallen im betroffenen Gelenk. Diese Kristalle entstehen, wenn sich zu viel Harnsäure im Körper befindet und die Menge an Harnsäure, die ein Lösungsmittel wie Blut und/oder Gelenkflüssigkeit maximal aufnehmen kann, überschritten wird. Doch: Welche Symptome weisen auf Gicht hin? Wie verläuft die Erkrankung und welche Behandlung kann in Frage kommen? Wir informieren über Gicht.
So entsteht Gicht
Normalerweise gelangt Harnsäure, ein Endprodukt des Zellabbaus, in den Blutkreislauf und wird von den Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Die Konzentration von Harnsäure im Blut kann wesentlich ansteigen, wenn ihre Ausscheidung durch die Nieren gestört ist, eine große Menge an Körperzellen zugrunde geht oder übermäßig viel Harnsäure mit der Nahrung in den Körper gelangt. Überschüssige Harnsäure lagert sich in Form von Uratkristallen oder auch Harnsäurekristallen in den Gelenken ab.
Symptome der Gicht: Der Gichtanfall
Die Folge der Ablagerung von Uratkristallen zeigt sich in Form einer starken Entzündung in den Gelenken. Im akuten Gichtanfall kommt es zu einer solchen Entzündung im Gelenk, die mit einer Schwellung in Kombination mit einem Gelenkerguss, Rötung und Überwärmung, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einher geht. Die Symptome können sehr stark ausgeprägt sein, klingen aber meistens nach einigen Tagen wieder ab. Eine akute Gichtarthritis zeichnet sich durch folgende Erscheinungen aus:
Schmerzen
Sie wachen morgens von unerträglichen Schmerzen im Großzehengrundgelenk auf und stellen Hautrötungen und Schwellungen in diesem Bereich fest, ohne dass eine Verletzung oder ein anderes Ereignis als Ursache in Frage kommt.
Harnsäurewert im Blut
Im Blut zeigt sich ein erhöhter Harnsäurewert.
Harnsäurekristalle in der Gelenkflüssigkeit
Harnsäurekristalle werden in der Gelenkflüssigkeit nachgewiesen.
Normalerweise verschwinden die akuten Symptome der Gicht nach einigen Tagen und die Zeit zwischen den Schüben ist eine Periode des Scheinwohlbefindens. Diese Periode ist trügerisch, da die Krankheit fortschreitet und zur Ursache von Schäden an Gelenken und verschiedenen Organen werden kann. Da sich die Gicht in Schüben zeigt, ist oft auch von einem Gichtanfall die Rede.
Gicht: Der Verlauf der Erkrankung
Die Erkrankung entwickelt sich oft schleichend und nicht immer sind Gelenkschmerzen die ersten Vorboten dieser Krankheit. Wenn der Harnsäurewert im Blut erhöht ist, kann das bereits das erste Anzeichen für ein mögliches Entstehen von Gicht sein. Der erste Gichtanfall kommt für Betroffene oft völlig überraschend. Meistens treten in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden an einem Gelenk heftige Schmerzen auf. Das Gelenk ist extrem berührungsempfindlich, schmerzt bei der kleinsten Bewegung, es kann geschwollen, heiß oder bläulich verfärbt sein. Das Großzehengrundgelenk ist anfangs am Häufigsten befallen. Der Anfall kann mehrere Stunden aber auch Tage dauern, wenn keine geeignete Therapie eingeleitet wird.
Wird Gicht nicht behandelt, häufen sich die Anfälle und ihre Heftigkeit steigt. Mit voranschreitender Krankheit treten Schmerzen und Einschränkungen der Beweglichkeit auch zwischen den Anfällen auf. Erfolgt weiterhin keine Behandlung, können folgende Komplikationen auftreten: Eine Nierenentzündung, Nierensteine oder eine Nierenschädigung aufgrund der Ablagerung von Harnsäurekristallen können sich entwickeln. Zusätzlich steigt auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck sowie für Diabetes mellitus und chronisches Nierenversagen.
Im weiteren Verlauf ohne Behandlung führt die Gicht auch zu einer Verformung des betroffenen Gelenks mit knotigen Verdickungen, die Gichttophi genannt werden. Diese Gichtknoten können im Rahmen einer Behandlung auch wieder verschwinden. Das Endstadium der Gicht mit dauerhafter Formveränderung der Gelenke und Gichtknoten ist in der heutigen Zeit aufgrund der guten Therapiemöglichkeiten glücklicherweise selten geworden. Sowohl im akuten Schub, als auch während der symptomfreien Intervalle ist eine angemessene Therapie essentiell, um die Krankheit unter Kontrolle zu halten und den Spätfolgen vorzubeugen. Im besten Fall sollte eine Behandlung direkt nach dem ersten Gichtanfall begonnen werden, aber auch bei einem späteren Therapiebeginn sind die Chancen auf ein gutes Behandlungsergebnis groß. Sekundärschäden wie Niereninsuffizienz, Diabetes und Bluthochdruck sollten in jedem Fall durch einen frühen Therapiebeginn verhütet werden. Wenn Sie also aufgrund Ihrer Symptome den Verdacht haben, an Gicht zu leiden, sollten Sie die Beschwerden frühzeitig Ihrem Hausarzt schildern oder sich im Gichtanfall bei diesem vorstellen.
Gicht: Die Ursachen
Ursächlich für die Ablagerung von Harnsäurekristallen – Uratkristalle genannt -in den Gelenken ist ein übermäßiges Vorhandensein von Harnsäure im Körper. Für einen Anstieg des Harnsäurespiegels können zwei Ursachen ausschlaggebend sein:
- Eine vermehrte Aufnahme durch purinreiche Ernährung oder eine verstärkte Produktion von Harnsäure beispielsweise im Zuge einer Chemotherapie, bei der viele Tumorzellen in kurzer Zeit absterben.
- Eine verringerte Harnsäureausscheidung durch eine Funktionseinschränkung der Nieren oder eine Fehlregulation wichtiger Mechanismen wie beispielsweise durch Alkohol.
Welche Risikofaktoren gibt es? Ursachen für Gicht können sein:
- Erbliche Veranlagung (zum Beispiel gestörter DNA-Stoffwechsel bei seltenen Erkrankungen wie dem Lesch-Nyhan-Syndrom).
- Übermäßiges Essen, insbesondere von eiweißreicher Kost.
- Übermäßiger Alkoholkonsum.
- Starker Flüssigkeitsverlust.
- Einnahme von Diuretika oder Zytostatika.
- Seltenere Ursachen sind auch akute Allgemeininfektionen, Herzinfarkte, Stress, körperliche Überlastung, Traumata oder ein chirurgischer Eingriff.
Diagnose der Erkrankung
Bestehen Zweifel an der Diagnose, können über die Punktion des betroffenen Gelenks weitere Informationen gewonnen werden. Dabei wird eine dünne Hohlnadel in die Gelenkkapsel eingeführt und etwas Gelenkflüssigkeit entnommen. Befinden sich in dieser Flüssigkeit Uratkristalle, gilt die Diagnose „Gicht“ als gesichert.
Die Bestimmung des Uratspiegels im Blut kann als Hinweis auf eine mögliche Gicht-Arthritis eine Rolle spielen. Allerdings überschreitet der Wert nur bei zwei von drei Betroffenen den Grenzwert und auch erhöhte Werte müssen nicht automatisch mit einer Gicht-Erkrankung einher gehen. Dadurch ist die Aussagekraft dieses Laborwerts nur eingeschränkt und er kann lediglich als unterstützende Maßnahme genutzt werden.
Behandlung
Bei der Behandlung der Gicht gilt es grundsätzlich verschiedene Wege einzuschlagen. Einerseits müssen die Symptome bei einem akuten Gichtanfall gemildert werden, zum anderen ist es auch nötig das zugrunde liegende Problem, also die erhöhten Uratkonzentrationen im Blut zu behandeln. Bei der Behandlung der Gicht erfolgt in der Regel eine Dauertherapie zur Senkung der Harnsäure im Blut und eine Bedarfsbehandlung – also Medikamente/ Maßnahmen, die nur im akuten Gichtfall eingesetzt werden – zur Linderung der Symptome. Die dritte Säule der Therapie ist die Reduktion von Risikofaktoren, die Symptome und Fortschreiten der Gicht-Erkrankung verstärken; beispielsweise rund um Ernährung und Bewegung.
Prävention/Risikoreduktion
Bei der Behandlung der Gicht gilt es grundsätzlich verschiedene Wege einzuschlagen. Einerseits müssen die Symptome bei einem akuten Gichtanfall gemildert werden, zum anderen ist es auch nötig das zugrunde liegende Problem, also die erhöhten Uratkonzentrationen im Blut zu behandeln. Bei der Behandlung der Gicht erfolgt in der Regel eine Dauertherapie zur Senkung der Harnsäure im Blut und eine Bedarfsbehandlung – also Medikamente/ Maßnahmen, die nur im akuten Gichtfall eingesetzt werden – zur Linderung der Symptome. Die dritte Säule der Therapie ist die Reduktion von Risikofaktoren, die Symptome und Fortschreiten der Gicht-Erkrankung verstärken; beispielsweise rund um Ernährung und Bewegung.
Akuttherapie
Im Gichtanfall sollen vor allem die Entzündungssymptome wie Schmerzen, Schwellung oder Überwärmung gelindert werden. Hierzu können verschiedene Verfahren eingesetzt werden. Ein Ansatz ist die Therapie der Symptome über äußere Anwendungen wie kalte Wickel oder andere lokale Maßnahmen. Als Medikamente können pflanzliche oder homöopathische Präparate wie Gelenk Albin® oder Schmerzmittel wie Ibuprofen oder auch Diclofenac und Cortison eingesetzt werden. Eine Sonderstellung nimmt hierbei Colchicin, das Gift der Herbstzeitlosen ein, dass sowohl in homöopathischen Arzneimitteln enthalten ist, als auch schulmedizinisch als Einzelmedikament eingesetzt wird.
Langzeittherapie
Zur Senkung des Uratspiegels können neben den allgemeinen Maßnahmen zu Lebensstil und Verhalten auch bestimmte Wirkstoffe eingesetzt werden. Hierbei werden zwei Medikamentengruppen unterschieden: Diejenigen, die die Entstehung von Harnsäure hemmen (Urikostatika) und diejenigen, die die Ausscheidung von Harnsäure verbessern (Urikosurika und Urikolytika). Zu der ersten Gruppe gehören u.a. die Wirkstoffe Allopurinol und Febuxostat. Die zweite Fraktion beinhaltet u.a. die Substanzen Benzbromaron, Probenecid und Rasburicase.
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Beratende Experten / Autoren:
Ärztin, Homöopathie- und Pharmakologieexpertin
Arzt, Medizin- und Pharmakologieexperte