Arthritis
Das sollten Sie über die schmerzhaften Gelenkentzündungen wissen
Arthritis: Diese Erkrankung mit Gelenkentzündungen ist für die Betroffenen meist sehr schmerzhaft und sie wird von Rötungen, Schwellungen sowie anderen Symptomen begleitet. In diesem Beitrag gehen wir der Arthritis auf den Grund: Was genau ist aber eine Arthritis, wie entsteht die Arthritis, welche Symptome weisen auf dies Erkrankung hin, wie wird die Arthritis diagnostiziert, wie verläuft die Krankheit und welche Behandlungsmöglichkeiten bietet die Medizin?
Was ist Arthritis?
Arthritis: Diese Erkrankung mit Gelenkentzündungen ist für die Betroffenen meist sehr schmerzhaft und sie wird von Rötungen, Schwellungen sowie anderen Symptomen begleitet. In diesem Beitrag gehen wir der Arthritis auf den Grund: Was genau ist aber eine Arthritis, wie entsteht die Arthritis, welche Symptome weisen auf dies Erkrankung hin, wie wird die Arthritis diagnostiziert, wie verläuft die Krankheit und welche Behandlungsmöglichkeiten bietet die Medizin?
Die Arthritis: Eine fehlerhafte Immunantwort
Außer bei der septischen Arthritis, der Gichtarthritis und der Lyme-Arthritis liegt die Ursache dieser entzündlichen Gelenk-erkrankungen liegt in den Tiefen unseres Immunsystems begründet. Die Immunabwehr ist sehr komplex und dadurch imstande, täglich auf uns einwirkende krankmachende Bakterien, Viren oder auch Pilzsporen abzuwehren und uns gesund zu halten. Allerdings müssen die Immunzellen, um dieses große Spektrum an gefährlichen Stoffen abdecken zu können, tausende verschiedener Oberflächenmuster von Krankheitserregern erkennen können. Diese Fähigkeit erlangen die weißen Blutkörperchen – unter anderem B- und T-Zellen, die stärksten Krieger der Immunabwehr - im Zuge ihrer Entwicklung.
Zusätzlich können sie sich – wenn sie mit einem neuen Erreger konfrontiert werden – noch einmal weiterentwickeln, um die Immunreaktion so effektiv wie möglich zu gestalten. Eine Schlüsselrolle bei der Abwehr nehmen hierbei die Plasmazellen ein. Das sind hochspezialisierte weiße Blutkörperchen, die bestimmte Proteine (sogenannte Antikörper) ausschütten können, um Krankheitserreger zu bekämpfen. Die Fremdorganismen werden entweder direkt durch die Antikörper unschädlich gemacht oder durch diese für andere Zellen (beispielsweise Fresszellen oder auch Makrophagen) markiert. Im Zuge dieses Abwehrmechanismus entstehen die Symptome einer Entzündung, die für uns den einzigen sichtbaren Teil der Immunantwort darstellen.
Bei den autoimmun-vermittelten Arthritiden ist es nun so, dass im Prozess der Reifung und Aktivierung der weißen Blutkörperchen etwas schiefläuft und dadurch Plasmazellen entstehen, die Antikörper gegen Gewebe bilden, die im menschlichen Körper natürlicherweise vorkommen – so genannte Auto-Antikörper. Dadurch können in verschiedenen Organen und Körperstrukturen Entzündungen entstehen, ohne dass dies dort im Sinne der Immunabwehr nötig oder sinnvoll wäre. Ein möglicher Ort dieser Reaktion sind die Gelenke, aber auch Lunge, Nieren, Gefäße, Schleimhäute und verschiedene weitere Gewebe können betroffen sein
Symptome einer Arthritis
An den Gelenken äußert sich eine Arthritis durch die sogenannten Kardinalsymptome der Entzündung, die der Arzt Galen im 2. Jahrhundert n. Chr. beschrieb: Rötung (Rubor), Schwellung (Tumor), Überwärmung (Calor), Schmerz (Dolor) und Funktionseinschränkungen (Functio laesa). Die Ausprägung dieser Symptome kann unterschiedlich sein, allerdings sollte in der Regel neben dem Schmerz und Funktionsverlust mindestens ein weiteres Entzündungszeichen erkennbar sein, um von einer Arthritis ausgehen zu können.
Wie genau äußert sich eine Arthritis? Bei der Arthritis können sie folgende Symptome wahrnehmen:
- Einzelne oder mehrere Gelenke schmerzen und sind besonders in der ersten Stunde nach dem Erwachen steif und empfindlich.
- Im Bereich des Gelenks ist die Haut rot, geschwollen und überwärmt (am besten betrachtet man die Gelenke hier im Vergleich zur anderen Seite, um auch leichte Schwellungen erkennen zu können).
- Bei alltäglichen Bewegungen sind einzelne Gelenke weniger beweglich als bisher
Da es sich wie oben erläutert um systemische – also potentiell jedes Gewebe betreffende – Erkrankungen handelt, können auch gelenksunabhängige Symptome hinzukommen wie etwa eine Veränderung der Blutwerte, Hautveränderungen, Lungen- oder Magen-Darm-Beschwerden oder auch weitere Symptome, die unter Umständen auch unbemerkt bleiben können.
Arthritiden: Einteilung und Verlauf der Erkrankung
Arthritiden sind ein Oberbegriff für ein vielfältiges Bild an Erkrankungen, die sich in Vielem ähneln, sich allerdings auch in einigem unterscheiden. Die wohl bekannteste Form ist die Rheumatoide Arthritis, die 1% der Bevölkerung, davon ¾ Frauen, betrifft.
Darüber hinaus gibt es Arthritiden, die mit Hautveränderungen einhergehen können, beispielsweise: Psoriasis-Arthritis, Systemischer Lupus Erythematodes (SLE) oder solche, die vorwiegend die Wirbelsäule betreffen (Spondyloarthritiden, wie M. Bechterew). Einige Arthritiden für Veränderungen der Gefäße, so etwa die Vaskulitiden wie die Granulomatose mit Polyangiitis. Wiederrum Andere greifen bestimmte Bindegewebsstrukturen an (Kollagenosen wie SLE oder das Sjörgren-Syndrom).
Diese Einteilung ist sehr komplex und ändert sich im Laufe der Zeit auch immer wieder. Von Bedeutung ist dabei, dass die Arthritis eine Erkrankung mit vielen Gesichtern ist. Jede Form hat einen anderen Verlauf, andere Risiken und wird im Rahmen eines personalisierten Konzeptes behandelt. Es gibt also keinen typischen Verlauf der Arthritis – sie verläuft je nach Fall anders. Eine fachärztliche Behandlung ist zwingend erforderlich, um einen positiven Verlauf zu gewährleisten.
Diagnose der Erkrankung
Durch eine folgende Blutabnahme können unter anderem die Entzündungswerte kontrolliert werden, die bei einer entzündlichen Gelenkerkrankung oft erhöht sind. Sollte sich der Verdacht auf eine Arthritis erhärten, kann man im Blut oft auch die oben erwähnten Auto-Antikörper oder bei Verdacht auf eine Lyme-Arthritis spezifische Borrelien-Antikörper nachweisen. Weitere Untersuchungen wie Röntgen, Sonographie oder Spezialverfahren helfen bei der Diagnose der speziellen Unterform der Arthritis.
Dabei sollte erwähnt werden, dass der erfahrene (Fach)Arzt oft bereits aus dem sogenannten Befallsmuster – also der Tatsache welche und wie viele Gelenke betroffen sind – einen Anfangsverdacht oder mehre mögliche Erkrankungsbilder (Differentialdiagnosen) herleiten kann, die über die nachfolgenden Tests bestätigt oder widerlegt werden.
Behandlung
Die Behandlung der Arthritiden hängt von der speziellen Form der Arthritis ab. Allerdings gibt es einige übergeordnete Prinzipien. Diese Behandlungsstrategien betreffen nur die autoimmun-vermittelten Arthritiden. Die septische Arthritis muss chirurgisch saniert werden, die Lyme-Arthritis wird mit entsprechenden Antibiotika behandelt. Für die Behandlung der Gichtarthritis lesen Sie mehr im Beitrag rund um die Gicht.
Für die Therapie der durch Auto-Antikörper ausgelösten Arthritis stehen verschiedene Verfahren der symptomorientierten und immunsuppressiven Therapie zur Auswahl. Diese werden je nach Krankheitsbild einzeln oder in Kombination angewandt. Für einige Erkrankungsbilder gibt es zudem noch spezielle Wirkstoffe wie zum Beispiel Hydroxychloroquin, die nur für eine bestimmte Form der Arthritis eingesetzt werden.
Symptomtherapie
Sind die Gelenkbeschwerden das einzige Symptom der Arthritis, kann eine reine Therapie dieser Symptome ausreichend sein. Hier sind wie bei der Gicht lokale Maßnahmen wie Kühlung, Umschläge, Salben oder ähnliches möglich. Auch pflanzliche und homöopathische Präparate wie GelenkAlbin® können zur Linderung der Beschwerden beitragen. Bei Bedarf können auch schmerz- und entzündungshemmende Medikamente (NSARs=nicht-steroidale Antirheumatika wie beispielsweise Ibuprofen) ergänzend eingesetzt werden. Auch bei einer gut funktionierenden Symptomtherapie sollte über regelmäßige Kontrollen der Verlauf der Krankheit genau beobachtet werden, um weitere Organschäden zu verhüten.
Glucocorticoide
Die Gluccocorticoide, auch (Cortico)Steroide genannt, sind dem körpereigenen Stresshormon Cortisol nachempfunden. Sie bewirken (ebenso wie das natürliche Hormon) eine Unterdrückung der Immunantwort über die Hemmung der Herstellung entzündungsfördernder Substanzen. Die Therapie kann über eine Lokaltherapie durch Einspritzen des Steroids oder als Systemtherapie mit Tabletten erfolgen. Wichtig ist es hierbei, dass bei einer Therapie mit dem Wirkstoff in Tablettenform kein abruptes Absetzen der Medikation erfolgen sollte. Die Dosis muss nach einer Langzeittherapie langsam ausgeschlichen werden, um die ansonsten auftretenden starken Nebenwirkungen wie gefährlich niedriger Blutdruck oder Gewichtsverlust und Bewusstlosigkeit zu vermeiden.
Zytostatika
Diese Wirkstoffe stammen ursprünglich aus der Krebstherapie. Die bekanntesten Vertreter sind die Wirkstoffe Methotrexat, Cyclophosphamid und 6-Mercaptopurin (Azathioprin). Sie alle hemmen menschliche Zellen in ihrem Wachstum. In der Therapie der Arthritis wirken sie dadurch, dass sie die Vermehrung der weißen Blutkörperchen begrenzen und dadurch die Entzündung eindämmen. Die Dosen, welche in der immunsuppressiven Therapie eingesetzt werden, sind zwar in der Regel niedriger als in der Krebstherapie, allerdings dürfen auch hier die Nebenwirkungen der Therapie nicht unerwähnt bleiben.
Biologika
Als Biologika bezeichnet man in der immunsuppressiven Therapie Proteine, die im Labor hergestellt werden und gezielt in körpereigene Prozesse eingreifen. Oftmals handelt es sich hierbei um künstlich hergestellte Antikörper, allerdings gibt es inzwischen auch verschiedene andere Proteine, die im Rahmen der Therapie eingesetzt werden. Die Wirkweise dieser synthetisierten Proteine ist sehr komplex, da sie in verschiedene Signalwege der menschlichen Zellen eingreifen und dadurch Zellwachstum und Zellaktivität verändern können. Die gezielte Therapie verbessert den Therapieerfolg oftmals und kann bei schweren Nebenwirkungen der althergebrachten Therapie eine gute Alternative darstellen. In der Therapie der Arthritiden ist der Einsatz in den letzten Jahren stetig gewachsen. Allerdings sind aufgrund der hohen Therapiekosten und möglicher schwerer Nebenwirkungen die klassischen immunsuppressiven Medikamente (Glucocorticoide und Zytostatika) bei den meisten Erkrankungen immer noch erste Wahl.
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Beratende Experten / Autoren:
Ärztin, Homöopathie- und Pharmakologieexpertin
Arzt, Medizin- und Pharmakologieexperte